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M. W. Theiler & Sons, London

Eine englische Firma in Schweizer Händen

Meinrad Wendel Theiler stammt aus einer Einsiedler Uhrmacherfamilie. Dank ausdauerndem Selbststudium in Mechanik und Elektrizität wird die aufkommende elektromagnetische Telegraphie zu seinem Spezialgebiet. Als Glücksfall erweist sich die gute Verbindung zum Kloster Einsiedeln.

Pater Athanasius Tschopp (1803 — 1862), Nachfolger von Pater Kälin und Physiklehrer am Klostergymnasium, beschäftigte sich mit der Nutzung der galvanischen Energie für die Telegrafie. Für Theiler war dies die Gelegenheit, «auf den fahrenden Zug aufzuspringen».

Tschopp erfindet den „elektromagnetischen Kopier-Telegraphen“, den er selbst „Typo-Telegraphen“ nennt. Der Prototyp von Zeichengeber und Zeichenempfänger wird von Meinrad Wendel Theiler gebaut. In dieser Zeit legt der Schweizerische Bundesrat den Grundstein für den Bau eines eigenen Telegrafensystems in der Schweiz. Der Regierungsrat des Kantons Schwyz sieht sich veranlasst, die Erfindung von Pater Athanasius Tschopp dem „hohen Bundesrath“ zu empfehlen. In seinem Antwortschreiben anerkennt der Bundesrat zwar die grosse Leistung von Tschopp und Theiler, lehnt aber die Einführung des neuen Systems ab. Aus dem Schreiben geht hervor, dass die Erfindung, auf die sich Tschopp und Theiler berufen, vor einigen Jahren von dem Amerikaner Blaikwell vorgestellt und als zu kompliziert beurteilt wurde. Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die Bedienung nicht durch Telegrafisten, sondern durch Mechaniker erfolgen müsse, die in der Lage seien, den Apparat wieder in Gang zu setzen, wenn er ausfalle, was häufig der Fall sei.

Zu diesem Zeitpunkt ermächtigt der Bundesrat das Post- und Baudepartement, eine Werkstätte nach den Angaben Steilheils einzurichten und zwei geeignete Werkmeister anzustellen.

Theiler bewirbt sich in der Folge um die ausgeschriebene Stelle als „Chef der Telegraphenwerkstätte“ in Bern. Theilers Bewerbung wird jedoch nicht berücksichtigt. Ihm wird eine Stelle als „Batterieputzer“ angeboten, die er natürlich ablehnt. Die Stelle erhalten bekanntlich Matthäus Hipp und Karl Kaiser. Theiler lässt sich nicht entmutigen und sucht weiter nach Abnehmern für seinen weiterentwickelten Typo-Telegrafen und reist dafür nach Paris und London.

Im Juni 1854 meldet er über John Henry Johnson in London sein erstes Patent „improvements in printing telegraphs“ an. Ein nach dem Start-Stop-Prinzip funktionierender Telegraf wird im Londoner Science Museum ausgestellt.

An der III. Schweizerischen Gewerbeausstellung 1857 in Bern wird sein Typo-Telegraph mit der Bronzemedaille ausgezeichnet. Daraufhin zieht er mit seiner Familie nach London, wo er bei der Electric Telegraph Company eine Stelle als „ausserordentlicher Werkmeister für die Konstruktion neuer Apparate“ annimmt. Im selben Jahr erhält er ein englisches Patent für „einen direkt druckenden Telegraphen ohne Relais und lokale Batterie“ mit der Nummer 2453.

1858 schliess er einen Lizenzvertrag mit der Firma Brequet & Cie in Paris ab. Für den Prototyp erhält er CHF 375.- und für jeden in Frankreich gebauten Telegraphenapparat eine Lizenzgebühr von CHF 25.-.

Bereits 1859 kehrte die Familie aus gesundheitlichen Gründen nach Einsiedeln ins Haus zum Paradies zurück. Meinrad W. Theiler baut in seiner Werkstatt Telegraphenapparate, vor allem für den Export nach England.

1860 verlässt Matthäus Hipp die Eidgenössische Telegraphenwerkstätte. Gustav Adolf Hasler wird neuer Werkmeister, seine bisherige Stelle als Adjunkt muss neu besetzt werden. Am 12. September 1860 bewirbt sich Meinrad Wendel Theiler erneut, jedoch ohne Erfolg.

1861 zieht Theiler mit seiner Familie wieder nach London und gründet in Islington eine eigene Werkstatt unter dem Namen „M. Theiler & Sons, Telegraph Engineers“ und unterhält ausgezeichnete Geschäftsbeziehungen zum General Post Office (GPO). Im gleichen Jahr kommen zwei weitere Patente hinzu:

  • Nr. 2147 vom 28. August
  • Nr. 2429 vom 28. September

Sender und Empfänger des „step by step“ Instrument, welches dem späteren Wheatstones  A B C gleicht. Wahrscheinlich sind diese Telegrafen für die Übermittlung der Börsenkurse in London verwendet worden. Diese beiden Geräte befinden sich im Science Museum, London.

Am 1. Oktober 1866 schliesst M.W. Theiler mit seinen Söhnen Richard und Meinrad einen Sozietätsvertrag ab, in dem festgelegt wird, dass keiner der Vertragspartner berechtigt ist, seinen Anteil an Dritte zu veräussern und dass er (M.W. Theiler) Chef, Buchhalter und Kassier der Firma bleibt.

 

Im Sommer 1873 sucht er in der Schweiz Heilung für sein Magenleiden. Kurz darauf, am 19. August 1873, stirbt er an Magenkrebs. Seine Firma in London wird von seinen beiden Söhnen erfolgreich weitergeführt.

Der väterliche Betrieb unter der Führung der Söhne

Im Herbst 1877 lädt die englische „Society of Telegraph Engineers“ zu einer ausserordentlichen Generalversammlung nach London ein. Alexander Graham Bell, der Erfinder des Telefons, hält einen Vortrag. Und kurze Zeit später, im Frühjahr 1878, stellt der Physiker David Eduard Hughs auf einer Versammlung der Telegrafeningenieure seine Erkenntnisse über das Mikrofon vor. Diese beiden Ereignisse veranlassen Richard und Meinrad Theiler, sich mit der neuen Technik zu befassen.

In der Folge erhalten sie mehrere Patente für „Telephone receiver and transmitter“, auf deren Basis sie eigene Telefonapparate mit dem Theiler-Mikrofon bauen.

 

Stadtnetz in Basel
Um den Vertrieb in der Schweiz aufzubauen, reist Richard Theiler im Sommer 1880 mit zwei Musterapparaten (Telefonapparaten) in die Schweiz. Er gründet die Schweizerische Telephon-Gesellschaft mit dem Ziel, die Telegraphenverwaltung als Kundin zu gewinnen. Diese ist von Richard Theilers Angebot begeistert und nimmt im August 1881 in Basel mit den von ihm gelieferten Telefonapparaten das erste öffentliche Telefonnetz in Betrieb.

Die Verwaltung setzt bewusst auf eine Multisourcing-Strategie. Sie will sich nicht von einem einzigen System oder Lieferanten abhängig machen. In der Folge kommen weitere Systeme wie Blake-Bell und Crossley-Bell in anderen Stadtnetzen zum Einsatz.

Zur Enttäuschung von Theiler bleibt Basel das einzige Stadtnetz, das nach dem Batterie-Prinzip arbeitet. Es stellt sich bald heraus, dass Betrieb und Unterhalt im Vergleich zu anderen Systemen zu teuer sind. Das Theiler-Theiler-System mit Batterieabruf benötigt sechs Leclanché-Elemente, das Blake-Bell-System mit Wechselstromabruf nur eines.

1894 werden in Basel die letzten der 287 Telefonapparate mit Batterieanruf durch Wechselstromtelefone ersetzt.

 

Verkauf der Firma Theiler & Sons
Im Frühjahr 1883 hat Meinrad Theiler seinen Geschäftsanteil an seinen Bruder verkauft. Richard führt die Firma an der Canonbury Road in London bis Anfang 1891 allein weiter. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit verkauft er die Firma an Elphinstone und kehrt mit seiner Familie in die Schweiz zurück. 1893 fusionierte die Firma Theiler mit der Firma Elliott Brother. George Keith Buller Elphinstone wird Präsident des Unternehmens. Damit ist die Firma Theiler endgültig Geschichte.

 

Autor: Martin Feuz

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2023: Artikel überarbeitet
2018: Artikel verfasst

 

Literaturverzeichnis:

  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band I
  • Das Fernmeldewesen im Kanton Schwyz, 1985

Bildmaterial:

  • Telegrafenapparate der Firma Theiler mit der Einwilligung des Science Museums, London

Theiler Meinrad Wendel

Einleitung

Meinrad Wendel Theiler, ein kluger und erfolgreicher Unternehmer, war mit seinem Typo-Telegrafen seiner Zeit voraus. In der Schweiz findet er wenig Anerkennung, im Ausland umso mehr. Die beruflichen Umstände zwingen ihn, mit seiner Familie nach London auszuwandern.

Porträt

Am 16. November 1812 wurde Meinrad Wendel Theiler als Sohn des Uhrmachers Franz Joachim Theiler (1776 — 1841) in eine alteingesessene Einsiedler Familie geboren.

Schon in jungen Jahren interessiert er sich für die Mechanik und entwickelt sich durch ausdauerndes Selbststudium und praktisches Geschick zu einem angesehenen Fachmann mit ausgezeichnetem Ruf. Er arbeitete als Uhrenmechaniker in der väterlichen Werkstatt und hielt engen Kontakt zum Kloster Einsiedeln. Durch den hochintelligenten und allwissenden Einsiedler Pater Meinrad Kälin (1789 — 1858) kam er mit der Lehre der Elektrizität in Berührung. Die Einführung der Telegrafie brachte eine entscheidende Wende in seinem Wirken und Leben.

Meinrad Wendel Theiler heiratet Meinrada Ruhstaller (1817–1883), mit der er vier Kinder hat: Walburga Aloisia (1839), Richard (1841), Meinrad (1844) und Ferdinand (1852).

Von 1855 bis 1859 wohnt er mit seiner Familie im Haus zum Paradies und hat sein Atelier im Haus zum Weinhahn in Einsiedeln. Er ist gesellig und liebt Gesang und Musik. Einige Jahre war er Mitglied des Bezirksgerichts.

Meinrad Wendel Theiler
Meinrad Wendel Theiler

Durch seine Verbindungen ins Ausland lernt er noch im hohen Alter Französisch und Englisch. 1857 lässt er sich erstmals für zwei Jahre in London nieder. 1861 gründet er mit seinen Söhnen eine eigene Firma in Islington, London.

Er stirbt am 19. August 1873 an Magenkrebs. Seine Firma in London wird von seinen beiden Söhnen Richard und Meinrad erfolgreich weitergeführt.

 

Autor: Martin Feuz

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2023: Artikel überarbeitet.
2019: Neues Portraitbild eingefügt.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Nachruf aus dem Einsiedler Anzeiger Nr. 35 vom 30.08.1879
  • Artikel „die Bewohner des Hauses zum Paradies“ aus dem Einsiedler Anzeiger Nr. 79 vom 27.03.1979
  • Das Fernmeldewesen im Kanton Schwyz, 1985

Bildmaterial:

  • Industriepfad Lorze (Zug), IPL: Portrait M. W. Theiler

Theiler Richard

Einleitung

Der begabte Elektrotechniker Richard Theiler leitet bis 1891 die Firma seines Vaters in London, bevor er sich mit 55 Jahren in Zug selbstständig macht. Er legte damit den Grundstein für die spätere Landis & Gyr.

Porträt

Richard Theiler wird am 26. Juni 1841 als zweites Kind von Meinrad Wendel Theiler und Meinrada, geborene Ruhstaller, geboren.

Er besucht die Klosterschule in Einsiedeln und zeichnet sich als Sänger aus. Ein Talent, das er von seinem Vater geerbt hat. Seine Studien werden 1857 durch den Umzug nach London unterbrochen. Dort lernt er Englisch und tritt als Lehrling seines Vaters in die Electric Telegraph Company ein. Er wäre lieber Musiker oder Apotheker geworden. 1859 kehrte die Familie nach Einsiedeln zurück, wo Richard an der Klosterschule Mathematik und Physik studierte.

Als sein Vater 1861 in London eine eigene Firma gründet, zieht die ganze Familie vom ländlichen Einsiedeln wieder in die englische Hauptstadt. Richard arbeitet wie sein Bruder Meinrad im Familienunternehmen mit. 1866 wird er zusammen mit seinem Bruder Teilhaber der väterlichen Firma.

Nach dem Tod des Vaters 1873 führen Richard und sein Bruder den Betrieb gemeinsam weiter.

Wie Meinrad pflegt auch Richard Kontakte in die Schweiz. Am 21. Mai 1877 heiratet er in Luzern Rosa Albertina Breny aus Rapperswil SG. Das Paar lebt in London und bekommt 1878 zwei Söhne (Zwillinge): Richard Karl, der später Apotheker wird, und Carl Richard, der Chemiker wird.

 

Von der Gründung Theiler & Co zu Landis & Gyr
1891 zwingt Richard seine angeschlagene Gesundheit, das Unternehmen an Elphinstone zu verkaufen und in die Schweiz zurückzukehren.

In den ersten Wochen nach seiner Rückkehr in die Schweiz wohnen Richard und seine Familie bei seinem Bruder Meinrad in Schwyz. Mitte Mai 1891 ziehen sie in die Villa Schönau in Zug und zwei Jahre später in das neu erbaute Haus „Sommhalde“ in Luzern.

Richard Theiler will noch nicht ruhen. Er richtet ein Laboratorium ein und übernimmt die Vertretung für die amerikanischen Shallenberger-Zähler. Elektrische Zähler sind damals ungenau und teuer. Zudem verlangt die zunehmende Bedeutung des Wechselstroms nach neuen Konstruktionen.

Theiler verbessert den Shallenberger-Zähler und konstruiert ein eigenes Modell, das er am 13. Juni 1896 patentieren lässt. Am 30. Juni desselben Jahres gründet er zusammen mit seinem Schulfreund Adelrich Gyr aus Einsiedeln das Elektrotechnische Institut Theiler & Co.. Die Anfänge waren schwierig und standen unter einem schlechten Stern, wie aus dem Geschäftsbericht von Adelrich Gyr hervorgeht. Die Idee, den Shallenberger-Zähler herzustellen, erweist sich als untauglich, da es sich um einen Amperezähler handelt, der nur sehr eingeschränkt verwendet werden kann. Daraufhin wird auf Kosten der Firma ein Wattzähler konstruiert und am 3. November 1897 der Versammlung des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins vorgestellt.

Richard Theiler

Dieser Zähler ist jedoch nur für Wechselstrom und für Beleuchtungszwecke, nicht aber für induktive Lasten verwendbar und daher wenig gefragt. Die „zweite Form“ des Zählers wird auf Anraten von Dr. Behn-Eschenburg aus Oerlikon nach dem von Hummel in München angewandten Shunt-System hergestellt. Nach mehreren Rückschlägen können im Frühjahr 1898 die ersten Zähler an die „Wasserwerke Baar“ geliefert werden.

Die Werkstatt ist auch in anderen Bereichen tätig. Sie fertigt Telefonteile für die Schweizerische Telegraphendirektion und baut Phonographen für J.G. Muggli in Zürich. Doch immer wieder sorgen Qualitätsmängel und Lieferverzögerungen für Ärger.

Belegschaft, um 1896
Belegschaft, um 1896

Die Rückschläge beim Bau von Elektrizitätszählern und die Mängel in den anderen Geschäftszweigen schlagen sich in der Bilanz der Firma nieder. Deshalb beschliessen die beiden Gesellschafter im Januar 1899, auf die Gehälter vom 1. Juli 1896 bis zum 31. Dezember 1898 zu verzichten. Erst ab 1899 verbessern sich die Geschäfte allmählich.

Am 16. Juli 1903 verkaufen die beiden Gesellschafter ihre Anteile an Herrn Heinrich Landis. Zwei Jahre später, 1905, fand Landis in Dr. Karl Heinrich Gyr (nicht verwandt mit Adelrich Gyr) einen geeigneten Geschäftspartner. Heinrich Landis und Dr. Karl Heinrich Gyr bauen den erworbenen Kleinbetrieb zu einer Fabrik aus und geben ihr den Namen Landis & Gyr.

Richard Theiler tritt definitiv in den Ruhestand und kann sich in seiner Musse der Hausmusik und der schönen Literatur widmen.

Richard Theiler ist ein Mann von strenger Lebensführung, aber auch von Herzensgüte und feinem Humor. Oft begleitet er seine Frau in die Kirche. Er liebt eine geistreiche Predigt, nimmt aber zur Sicherheit einen ledernen Shakespeare-Band mit, der wie ein Gebetbuch aussieht. So kann er unbemerkt lesen. Richard liebt Musik und spielt gerne Cello in einem Streichquartett. Seine Kinder sind auch musikalisch. Zusammen bilden sie ein Haustrio.

Am 30. Januar 1923 stirbt Richard Theiler in Luzern.

 

Autor: Martin Feuz

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2023: Artikel überarbeitet
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band II
  • Das Fernmeldewesen im Kanton Schwyz, 1985
  • Kopie Gesellschaftsvertrag Theiler & Co.
  • Kopie Geschäftsbericht von Adelrich Gyr, 1898
  • Kopie Firmengründer Richard Theiler- ein Pionier der Elektrotechnik von Peter Kron, Zug
  • Broschüre: 100 Jahre Landis & Gyr

Bildmaterial:

  • AfZ ETH, 3032.2: Portrait Richard Theiler

Theiler Meinrad

Einleitung

Meinrad Theiler ist eine vielseitige Persönlichkeit, die mit der Telegraphenwerkstatt in London und Schwyz und später als Hotelbesitzer in Morschach zwei sehr unterschiedliche Lebensaufgaben erfüllte.

Porträt

Am 19. November 1844 wird Meinrad Theiler als drittes Kind von Meinrad Wendel Theiler und Meinrada, geb. Ruhstaller, im Haus zum Paradies in Einsiedeln geboren. Dort verbringt er seine Jugend und besucht die Bezirksschule.

1861 gründet sein Vater Meinrad Wendel Theiler in London eine eigene Firma. Wie sein Bruder Richard arbeitet er von Anfang an im väterlichen Betrieb mit.

Die Verbindung zur Heimat wird dadurch nicht unterbrochen. Im Gegenteil, durch die Heirat mit seiner Cousine Margeritha, der ältesten Tochter von Nationalrat Ambros Eberle aus Schwyz, wird sie noch enger. Sie heiraten am 30. September 1872 und bekommen drei Töchter: Margeritha (1873), Adelina (1875) und Mathilde (1876).

1866 wurde er zusammen mit seinem Bruder Richard Teilhaber der väterlichen Firma in London. Nach dem Tod des Vaters 1873 führten Richard und er das Geschäft gemeinsam weiter. Die beiden Brüder führten das Unternehmen zu grosser Blüte, und mit der Erfindung des Telefons konnten sie ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich ausweiten.

Meinrad Theiler
Meinrad Theiler

Das Geschäft ist hart und anstrengend. Meinrad leidet vor lauter Arbeit und Studium an Magenbeschwerden. Die Ärzte schreiben ihn für längere Zeit krank und verbieten ihm zu arbeiten. Dies führt zu dem Entschluss, den Aufenthalt in London ganz aufzugeben. 1883 verkauft Meinrad Theiler seinen Anteil an der Firma an seinen Bruder und kehrt am 15. Juli in die Schweiz zurück, wo er sich im Haus seines kürzlich verstorbenen Schwiegervaters Ambros Eberle (1820–1883) in Schwyz niederlässt. Am 30. Oktober 1883 stirbt auch die Mutter von Richard und Meinrad.

Vom der Telegraphen-Werkstätte zum Hotelier

Meinrad Theiler gründet in Schwyz ein kleines Geschäft und baut sich 1884 an der neuen Bahnhofstrasse eine Villa mit Werkstatt. Die „Telegraphen-Werkstätte, Schwyz“, wie sie genannt wird, stellt Telefonapparate, Mikrofone, Handtelefone (Hörer), Kurbelinduktoren und Zusatzwecker her, die sie vor allem an die eidgenössische Telegraphenverwaltung liefert.

Die Werkstätten-Ordnung von 1899 sieht eine tägliche Arbeitszeit von 10 Stunden (Samstag 9 Stunden) vor. Das ergibt eine 59-Stunden-Woche!

Telegraphenwerkstätte Schwyz, um 1885

In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1900 brennt das seinerzeit von Meinrad Theilers Schwiegervater, Ambros Eberle erbaute Grandhotel Axenstein in Morschach nieder. Am 11. Mai 1901 erwirbt Meinrad Theiler Axenstein mit Park und Meierei „Grossegg“ und baut das Hotel grösser und schöner wieder auf. Seinen Betrieb, die „Telegraphen-Werkstätte, Schwyz“, stellt er darauf ein. Die Villa in Schwyz bleibt jedoch weiterhin in seinem Besitz und wird von ihm und seinen Schwiegersöhnen bewohnt.

Als Hotelier betritt Theiler ein neues Arbeitsfeld, das für ihn aber kein grosses Risiko darstellt, da seine Frau, eine geborene Hotelierstochter, vom Fach ist. Er widmet seine ganze Arbeitskraft dem Hotel Axenstein und führt es zu neuer Blüte. Galt das schlossähnliche Kur- und Pensionshaus schon 1875 als Aussichts- und Aufenthaltsort von europäischem Rang, so ist der Neubau, der Platz für 300 Gäste bietet, noch prächtiger. Dreissig Zimmer verfügen über Balkone mit kunstvollen schmiedeeisernen Gittern und Blick auf den See in beide Richtungen. Eine offene Säulenhalle an der Vorderfront bietet Platz für Hunderte von Gästen. 1902 erwirbt er die hintere Schiltiquelle, um sich einen unabhängigen Zugang zu frischem Quellwasser zu sichern. 1904 baut er als Dependance und Durchgangshaus das Parkhotel mit hohem Turm.

Hotel Axenstein der Familie Theiler

Während des Ersten Weltkrieges sind die Zeiten schwierig und die Gäste bleiben aus. Meinrad Theiler und vor allem seine Frau Margeritha geben die Hoffnung nicht auf und blicken zuversichtlich in die Zukunft. Die Überlieferung besagt, dass kein Arbeiter oder Angestellter in wirtschaftlich schwierigen Zeiten um seinen Arbeitsplatz bangen muss.

Besonders schmerzlich für Meinrad ist der unerwartete Tod seiner Frau am 31. Januar 1923 (einen Tag nach dem Tod seines Bruders Richard!). Er verliert eine wichtige Stütze. Sie wird als kluger Mensch beschrieben, der sich in allen Lebenslagen zurechtfand. In einem Nachruf heisst es: „Sie ist eifrig, tatkräftig und zielbewusst, und mögen sich ihr noch so viele Steine, Dornen und andere Hindernisse in den Weg legen, sie ist immer die aufrechte, unerschrockene Frau, die Stütze des Geschäftes und die Zuversicht der Angehörigen“.

Meinrad Theiler ist ein kluger, vorbildlicher und umsichtiger Mensch, der nicht viel Aufhebens macht und unauffällig seinen Weg geht. Er ist weder politisch aktiv noch bekleidet er ein öffentliches Amt. In seinen Mußestunden greift er gern zu Pinsel und Palette. Das Malen hat er sich selbst beigebracht.

Am Abend des 19. Juni 1929 stirbt Meinrad Theiler im Hotel Axenstein.

 

Autor: Martin Feuz

Familie Theiler vor dem Haus in Schwyz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet
2022: Bildmaterial den Richtlinien des Staatsarchivs Schwyz angepasst
2015: Artikel verfasst

 

Quellennachweis:

  • Das Fernmeldewesen im Kanton Schwyz, 1985
  • Nachruf Theiler M. im Bote der Urschweiz Nr. 50 vom 25. Juni 1929
  • Nachruf Theiler-Eberle M. im Bote der Urschweiz Nr. 10 vom 2. Febr. 1923
  • Artikel „die Bewohner des Hauses zum Paradies“ aus dem Einsiedler Anzeiger Nr. 79 vom 27.03.1979
  • Axenstein – ein heraldisches Abenteuer von Oskar Leistikow

Bildmaterial:

  • STASZ, SG.CIV.01.10: Telegraphenwerkstätte Schwyz
  • STASZ SG.CIV.01.780: Familie Meinrad Theiler
  • STASZ, SG.CIV.12.781: Hotel Axenstein
  • AfZ ETH, 3036: Portrait Meinrad Theiler